Hej,
am 17.07.2024 hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung ergänzende Texte für den neuen „Ernährungskreis“ zur Verfügung gestellt. Im Gegensatz zu der Ernährungspyramide die ich früher in der Schule kennengelernt hatte, ist die Kategorie „Getreide, Getreideprodukte und Kartoffeln“ nun nicht mehr der größte Anteil der täglichen Ernährung. Wenn man nun die Kategorien „Fleisch, Fisch, Wurst & Eier“, „Milch & Milchprodukte“ und „Obst & Gemüse“ zusammenlegt, ist „Eiweiß“ der größte Inhalt unserer täglichen Ernährung. Eine Empfehlung die schon der niederländische Forscher Gerardus Johannes Mulder durch die Namensgebung Protein (von griechisch “proteios” => den ersten Platz einnehmend) verdeutlicht hat. Aber das war auch erst 1838 🙂 Ein bisserl Zeit zum Anpassung muss man unserer Leitgesellschaft für die Ernährung der deutschen Bevölkerung schon lassen…
Immerhin brauchte sie Zeit um sich von dem Schock zu erholen, dass sie es bereits mit der ersten Publikation der Ernährungspyramide im Jahr 1992 mit Getreideprodukte und Kartoffeln als Basis (größte Stufe) verpasst hat grundlegende Erkenntnisse ausreichend zu beachten. Aber die unzähligen Studien, welche die Erkenntnisse Mulder von 1838 bestätigen und die Grundlagenforschung auf ein extrem hohes Niveau trieben, konnte bis 1992 auch keiner auf dem Schirm haben. Da können wir einfach Nachsicht zeigen und müssen auch gar nicht missmutig sein. Das die Krankenhäuser, Kur- und Pflegeheime, Ernährungsberater usw. diese Ernährungspyramide als Vorbild und als die gesündeste Weise sich zu ernähren angenommen haben ist auch Verzeilich, weil es teils sogar so Vorgabe war. Welches Altenheim will sich schon angreifbar machen und Individualkost anbieten, die zwar auf den Patienten abgestimmt, jedoch nicht exakt nach solchen Leitlinien zusammengestellt ist (siehe Ernährungsmanagement in der Pflege (ppm-online.org). Hier wird deutlich auf die Einschätzung der DGE hingewiesen. Eiweiß/Protein wird noch nicht einmal erwähnt). Eine entsprechende Mangelernährung in deutschen Kliniken und Pflegeeinrichtungen wurde übrigends von der DGE selbst im Jahr 2019 (und weiteren Jahren) festgestellt -> Mangelernährung in deutschen Kliniken und Pflegeheimen | DGE Ein Schelm wer böses dabei denkt…
Schwamm drüber, meine Fehlernährung dauerte „nur“ 40 Jahre 🙂 Verkraftbar! Nachweislich! Mein Blutbild konnte ich wieder in Ordnung bringen und bleibende Schäden nicht gravierend. Andere haben nicht so viel Glück.
Nicht unbedingt besser und sehr reaktiv verhält sich die DGE beim Thema Alkohol. Erst als die WHO im Newsroom (Alcohol (who.int)) ein weiteres (die Jahre zuvor bereits mehrfach. Beispiel 2023: Beim Alkoholkonsum gibt es keine gesundheitlich unbedenkliche Menge (who.int)) umfassendes Update zum Thema Alkohol rausbrachte und es hierzulande auch erneut in der Presse (Beispiel ARD auch von 2023: Empfehlungen zum Alkoholkonsum: Schädlich ab dem ersten Tropfen | tagesschau.de) aufgegriffen wurde, hat sich die DGE zu einem Positionspapier hinreissen lassen (-> Am besten null Promille – neues DGE-Positionspapier zu Alkohol | DGE).
Tja, jetzt müssen „nur“ noch das Bundesministerium für Gesundheit, hier wird noch zwischen Trinken in gesundheitlich riskanter Form (7.900.000 Menschen) und einem problematischen Trinkverhalten (> 9.000.000 Menschen) differenziert, ihre Sicht anpassen. Die Forschungseliten wie z.B. Helmholtz-Gesellschaft, die in ihrem Alkoholatlas immer noch von einem Risikokonsum ab 20 g Reinalkohol/Tag spricht, könnten ja ebenfalls nachziehen 🙂 Dann kann daran gearbeitet werden die betroffenen Menschen zu erreichen. Meiner persönlichen Schätzung nach dürften es um die 61.000.000 sein (84,7 Mio Einwohner – 11,2 Mio < 16 Jahren – 12,5 Mio ex-Alkoholiker, anderweitig Suchtkranke, mit permanenter Medikation mit Wechselwirkung zu Alkohol usw.). Es lohnt sich 😉
Schwamm drüber, mein Alkoholkonsum dauerte „nur“ 26 Jahre 🙂 Verkraftbar! Potentielle Spätfolgen? Schau mer mal. Doch auch hier haben andere nicht so viel Glück.
Was nehmt ihr euch aus diesen Zeilen mit?
Folgendes habe ich für mich daraus abgeleitet:
- Aktuelles Wissen kann lückenhafter und stärker fehlerbehaftet sein, als vergangenes Wissen.
- Aktuelle Empfehlungen (siehe Ernährungspyramide von 92, damals brandaktuelles unfehlbares Wissen bzw. die Abstufung von Alkoholkonsum in unbedenkliche, risikoarme usw. Mengen) müssen kritisch betrachtet werden.
- Auch höchst anerkannte, staatsnahe Vereine/Institutionen sind an den Stand der aktuellen Wissenschaft gebunden und hinken hier sogar teils Jahrzehnte zurück.
- Die Quellen gilt es stets zu prüfen, die Texte und Studien im Original zu lesen und z.B. aktuelles Wissen direkt bei den Universitäten (USA/Kanada) und Forschungsinstituten (eher Zentraleuropa) abzufragen. Das geht oftmals kostenfrei oder zumindest kostengünstig.
- Es ist hilfreich das jeweils gültige Wissen und eventuelle Empfehlungen im Selbstexperiment zu überprüfen um zu erleben ob es einem nützt oder nicht.
Und um diese „anderen“, also all meine lieben Mitmenschen wird es bei meinem Blog „WohlSein“ gehen.
Danke fürs lesen und bis zum nächsten Artikel, Davy
Schreibe einen Kommentar